Zuletzt aktualisiert am 11. November 2021
Camping boomt seit einiger Zeit und aufgrund der derzeitigen Situation werden heuer sicherlich noch mehr Menschen Erholung in der Natur fernab von Menschenmassen und Hotelburgen suchen. Neben dem klassischen Camping mit Zelt oder Wohnwagen bauen immer mehr Menschen ihr Alltagsauto zu einem Camper um oder besorgen sich extra für diesen Zweck einen Van, Bus oder Lieferwagen. In diesem Artikel erzähle ich dir, welche Autos ich bisher hatte und wie es dazu kam, dass ich mir einen Minicamper gekauft habe.
Inhaltsverzeichnis
Mein erstes Auto: ein VW Jetta
Ich hatte bisher immer sehr alte Autos ohne Schnickschnack. Aufgrund von häufigen Job- und Wohnungswechseln (anscheinend habe ich immer schon nomadisch gelebt, ohne dass es mir aufgefallen wäre) hatte ich nie genügend Ersparnisse für ein „modernes“ Auto. Nach ein paar Jahren habe ich immerhin begonnen, für die jährliche Pickerlüberprüfung zu sparen. Jedes Jahr kam der Tag der Wahrheit, an dem sich herausstellte, wie hoch die Reparaturkosten meines alten Autos sein würden und vor allem ob sich eine Reparatur noch auszahlen würde.
Mein erstes Auto war ein VW Jetta mit Baujahr 1989, den ich mit 18 Jahren von meinem Opa geschenkt bekommen habe. Der Jetta war vorher sein Alltagsauto. Obwohl das Auto schon damals alt war, fühlte ich mich geehrt, den Wagen meines Opas fahren zu dürfen und mir gefiel auch das eckige Design.
Nach ein paar Jahren und knapp unter 300.000 km verließ mich leider mein treuer Gefährte. Wenige Minuten nachdem ich mich bei meinem Mechaniker wegen eines Problems eingeparkt hatte, machte es einen Knall und die gesamte Kühlflüssigkeit lief aus dem Wagen heraus. Ich weiß nicht mehr genau, was das Problem war, ich glaube ein Motorschaden. Auf jeden Fall war’s das dann leider mit meinem geliebten Jetta.
Mein zweites Auto: ein alter Skoda Felicia
Ich war gerade mitten im Umzug innerhalb von Wien und hatte mal wieder meinen Job gekündigt, also lebte ich ein Jahr ohne Auto und versuchte zu sparen. Nach ungefähr einem Jahr kam mein zweites Auto, eine Notanschaffung für weniger als 1.000 Euro – ein alter Skoda Felicia noch mit tschechischem Motor. Ich kaufte ihn, weil ich vorhatte aus Wien wieder wegzuziehen.
Der Skoda war von Anfang an nicht optimal und hatte ein Problem mit der Kühlung. Das bescherte mir aber einen abenteuerlichen Trip nach Kroatien, von dem ich hier berichte (bei Antwort #4).
Ich hatte den Skoda ungefähr ein Jahr lang. Da das nächste Pickerl über 1.000 Euro gekostet hätte und wir dann noch nicht mal das Kühlproblem gelöst hätten, war klar, ich fahre mit dem Skoda bis zum Ende des erlaubten Pickerlüberzugs und brauche dann ein anderes Auto. Aber eigentlich wollte ich dringend umziehen.
Einen Tag vor meinem Geburtstag gingen dann beim Skoda während der Fahrt plötzlich alle Lichter und die gesamte Innenbeleuchtung aus, bis wir dann auf der Autobahn neben der Kompostanlage bei Traiskirchen stehen blieben. Sehr angenehm, genau dort auf den ÖAMTC zu warten.
Wer kauft sich 2014 einen VW Golf II?
Der Skoda war nicht mehr zu retten, also rief ich mal wieder meinen Mechaniker an mit der Frage: „Hast du zufällig gerade ein Auto um ca. 1.000 Euro für mich?“. Ja, er hatte einen Zweiergolf mit Baujahr 1988. Er sagte mir, dass das Auto nichts hätte, keine Zentralverriegelung, Servolenkung etc., aber das wusste ich alles, weil ich ja schon mal einen Jetta hatte.
Also kaufte ich im modernen Jahr 2014 einen Zweiergolf ohne allem. Ich meldete das Auto an, holte die Kennzeichen und als ich ins Auto einstieg, fiel mir auf: Der hat ja nur vier Gänge!!! Das hatte mir mein Mechaniker vorher nicht gesagt. Er meinte, das würde nichts machen, die Übersetzung oder so wäre einfach ein wenig anders. Was für ein Fortschritt, plötzlich nur noch 4 Gänge zu haben. Trotzdem konnte ich mit dem Golf 140 km/h ohne Probleme fahren – mit der Vierten!
Den Golf hatte ich ca. vier Jahre lang. Jedes Jahr steckte ich einiges hinein wegen notwendigen Reparaturen für das Pickerl. Während mir in den letzten Jahren auffiel, dass immer mehr moderne Autos auf den Straßen unterwegs waren, machte es mir nichts aus, ohne Schnickschnack herumzufahren. Meine Devise war: „Früher sind sie auch mit solchen Autos gefahren, wozu brauche ich ein modernes Auto?“. Es störte mich eigentlich nur, dass es ein Dreitürer war. Nie wieder Dreitürer.
Eine Nacht im alten Golf
Ich kann mich gar nicht mehr genau erinnern, wie es dazu kam. Aber irgendwie bin ich im Internet auf Minicamper und Campervans gestoßen. Die Idee, im Auto zu schlafen, mehr in der Natur zu sein und vor allem auch länger verreisen zu können, gefiel mir sehr gut.
Also überlegte ich, was ich an Material benötige, um im Golf zu übernachten. Und dann übernachtete ich tatsächlich eine Nacht auf einem Feldweg in meinem Golf. Damit keiner sieht, dass eine Frau allein im Auto übernachtet, habe ich alle Fenster mit Stoffen verdeckt.
In dieser geschlossenen Box hatte ich echt Angst! Es war unangenehm, nicht zu sehen, was draußen vor sich geht. Ob jemand auf mich zukommt etc. Ich habe wohl schon zu viele Horrorfilme gesehen.
Das Frühstück mit Aussicht auf die Felder hat mich dann aber für die unruhige Nacht angemessen entschädigt.
Nun war klar: Ich will im Auto übernachten! Versteh‘ mich nicht falsch, ich finde Hotels und Appartments mit Dusche und Küche schon sehr angenehm. Aber ich sehe das ganz praktisch: Wenn ich in einem Appartment übernachte, kann ich mir vielleicht eine oder zwei Wochen Urlaub am Meer leisten. Wenn ich im Auto in der Pampa übernachte, kann ich drei oder vier Wochen bleiben. Also finde ich Zweiteres besser, weil ich das Meer liebe.
Hinweis: Wildcampen ist in den meisten Ländern verboten. Man darf also nicht einfach in der Wildnis stehen, Tisch und Stühle auspacken, kochen und übernachten. Trotzdem gibt es sehr viele Menschen, die das machen und oft wird es toleriert. Zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit darf man aber schon im Auto schlafen. Ich will dich nicht zum Wildcampen motivieren. Man kann auch im Auto sehr gut auf einem Campingplatz übernachten und ist auch besser vor Lärm geschützt als in einem Zelt.
Moderne Zeiten brechen an
2018 verhieß der Tag der Wahrheit nichts Gutes für meinen alten Golf. Wieder einmal wären viele kostspielige Reparaturen fällig gewesen. Ich hatte zwar brav über 1.000 Euro gespart, wollte aber nicht schon wieder so viel in das Auto stecken. In diesem Jahr hatte ich echt gedacht, dass ich das Pickerl vielleicht sogar ganz ohne Reparaturen bekommen würde.
Ich war sehr überrascht und wusste nicht, was ich tun soll. Mit 1.000 Euro kann man nicht wirklich ein gutes Auto kaufen.
Das Timing war perfekt, denn kurz darauf erhielt ich einen unverhofften, fantastischen Geldsegen und plötzlich durchforstete ich die Willhaben-Anzeigen für Autos bis 6.000 Euro. Ganz spontan brachen also moderne Zeiten für mich an.
Da ich auf jeden Fall im Auto übernachten und oft ans Meer fahren wollte, sollte es unbedingt ein VW Caddy werden. Ein Caddy ist ein sogenannter Hochdachkombi und sehr geräumig. Man kann sogar stehend ein Fahrrad transportieren und viele Leute haben einen VW Caddy zu einem Minicamper umgebaut.
Weil der Caddy so toll und beliebt ist, fahren ihre Besitzer sehr viel mit ihnen und ich fand einfach keinen in meiner Preisklasse mit weniger als 200.000 km. Es gab nur einen im Waldviertel, aber die Dame wollte keinen Ankaufstest machen lassen.
Wie wäre es mit einem VW Touran als Minicamper?
Ich war sehr enttäuscht und kam im Laufe meiner Suche auf den VW Touran. Die Nachbarin meiner Mutter hatte einen und er sah auch sehr geräumig aus, wenn auch niedriger als der Caddy. Bei diesem Auto wurde ich schon eher fündig, es dauerte aber, bis ich mein Touranbaby fand. Viele Autos hatten zu viele Kilometer oder hatten dubiose Beschreibungen oder Besitzer. Und knallrot sollte er auch nicht sein, schließlich wollte ich damit in der Pampa übernachten.
Liebe auf den ersten Autoblick
Und dann sah ich ihn: einen gepflegten, dunkelgrauen VW Touran aus dem 19. Bezirk in Wien (nicht der schlechteste Bezirk). Der Besitzer hatte ihn als Vorführwagen mit wenigen Monaten gekauft und hatte alle Rechnungen aufgehoben. Und er stimmte sogar einem ÖAMTC Ankaufstest zu. Ein Jackpot also.
Ich wollte diesen Touran unbedingt haben. Anfangs war ich zwar nicht so begeistert, dass es ein Touran statt einem Caddy werden würde, aber dann sah ich die Neuwagenpreise der beiden Modelle: Den Caddy gibt’s ab ca. 20.000 Euro und den Touran ab 30.000 Euro. Also ist der Touran komfortabler und hochwertiger.
Ich parkte mich in eine hintere Ecke mit meinem rostigen Golf, als ich mich mit dem Besitzer für den Ankaufstest traf. Ein Bekannter kam dann nach, um mich bei den Preisverhandlungen zu unterstützen. Mir war klar, dass ich diesen Touran unbedingt haben wollte. An diesem Tag machte ich auch die Probefahrt und kam mir vor wie in einem riesigen Bus. Der Touran hat im Gegensatz zu normalen PKW’s wie Golf, Seat Ibiza etc. eine leicht erhöhte Sitzfläche.
Wenn man jahrelang mit einem Auto aus 1988 fährt, fühlt sich die Fahrt mit einem Auto aus 2008 natürlich automatisch traumhaft an. Ich war sofort verliebt.
Der ÖAMTC nahm das Auto ziemlich auseinander und ich hatte das Gefühl, es handle sich um eine Schrottkarre. Ein Anruf bei meinem Mechaniker mit Auskünften zu den Reparaturkosten beruhigte mich. Lediglich die Kupplung war mit knapp über 1.000 Euro ein harter Brocken, aber das müsste sich natürlich auf den Kaufpreis auswirken.
Fast wäre es nichts geworden
Wir fuhren dann alle in den 19. und sprachen über den Kauf. Mir war klar, dass es nur diesen Touran gab. Die anderen waren wie erwähnt teilweise dubios, hatten zu viele Kilometer oben oder waren knallrot. Es musste dieser sein.
Es waren wirklich lange und harte Verhandlungen. Der Besitzer ging mit dem Preis ordentlich runter, aber es scheiterte fast an wenigen hundert Euro (ich glaube 200 oder 400 Euro).
Und dann einigten wir uns doch – statt 6.500 wie in der Anzeige zahlte ich nur 4.400 Euro. Und gab meinem Mechaniker dann 1.200 Euro für die Kupplung. Yeah!
Als ich direkt nach dem Kauf mit meinem Bekannten etwas trinken ging, war ich unsicher, ob es wirklich die richtige Entscheidung gewesen wäre. Die vielen vom ÖAMTC notierten Mängel und der trotzdem hohe Preis in Verbindung mit der anstehenden Reparatur verunsicherten mich. Ich konnte mich also gar nicht so sehr freuen. Mein Bekannter bestärkte mich aber, dass das Auto schon sehr gut wäre. Schließlich war er auch erst 10 Jahre alt. Für mich quasi ein Neuwagen.
Endlich ein modernes Auto
Am übernächsten Tag holte ich meinen neuen Gefährten ab. Ich war so glücklich und überdreht, dass ich mich sofort mit einer Freundin traf, um ihr mein neues Reisemobil zu zeigen.
Der VW Touran ist ein Diesel, Baujahr 2008 und hatte knapp 160.000 km auf dem Tacho. 2018 zog also die moderne Technik, die es schon seit vielen Jahren gab und für die meisten Menschen in Österreich mittlerweile selbstverständlich geworden ist, ins Hause Jasmin ein. Ich hatte zum ersten Mal Servolenkung, elektrische Fensterheber und einen Tempomat. Ja, der Jetta hatte sogar schon eine Zentralverriegelung. Und zum ersten Mal hatte ich sechs Gänge. Anfangs wusste ich gar nicht, was ich mit der 6. machen sollte, hatte ich doch vorher nur vier Gänge. Und heute kann ich sagen: nie wieder ohne Tempomat!
Natürlich machten wir an diesem Tag sofort eine Fotosession mit meinem Touranbaby. Und angesichts dieses modernen Aufstiegs konnte es keine bessere Location geben als den Golfclub Fontana in Oberwaltersdorf. Es gibt da diese alte Werbung mit „Mein Haus, mein Auto, mein Boot …“.
Am 1. Juni 2018 holte ich den Touran, danach wurde die Kupplung repariert. Und dann saß ich schon auf Nadeln, weil ich – wie jedes Jahr – unbedingt noch vor Sommerferienbeginn, also solange noch weniger los ist, ans Meer fahren wollte.
Eine schnelle Minicamper-Lösung musste also her …
Wie es 2018 weiterging, wie der Camperausbau aussah und was ich damit alles erlebt habe, erfährst du im nächsten Artikel.
Und nun zu dir: Hast du dir auch ein bestimmtes Auto für einen bestimmten Zweck gekauft? Hast du schon mal im Auto übernachtet oder daran gedacht? Was denkst du über den Campingboom, über’s Campen oder Vanlife? Hinterlass‘ ein Kommentar!
Jasmin
Schöner Post Jasmin.
Ich hatte mir damals zum Campen eine Mercedes Bus 210d gekauft. 83 Baujahr. War der Hit. Heute vermiss ich die Zeiten und spekuliere eher auf ein Wohnwagen statt auf ein Mobil.
Bin schon gespannt wie dein neuer umgebaut aussieht. Lg
Ja hallo Stefan!
Wir müssen echt mal ein berufliches Gespräch führen!
Hab den Bus grad gegoogelt, echt cool! Das war halt schon ein richtiger Campingbus, sehr schön.
Warum findest du Wohnwagen besser als Mobil? Ich finde ein Wohnmobil besser als einen unhandlichen Wohnwagen ziehen zu müssen. Aber ich hab auch keinen E zu B Führerschein. Aber es kommt wohl immer darauf an, wie man reist, wohin usw. Ein Grundstück mit einem Wohnwagen drauf wäre schon auch fein.
Freut mich, dass ich deine Neugier geweckt habe! Jetzt muss ich nur noch die nächsten Berichte schreiben … 🙂
Liebe Grüße,
Jasmin
Hallo Jasmin,
dass machen auch gute Freunde von mir…Die haben einen Caddy und sind viel in den Bergen unterwegs.. Ich überlege mir schon länger auch so zu verreisen….Du bist unabhängig,hast deinen Schlafplatz und kannst die Gegend erkunden…Das einzige Problem hätte ich nur ,alleine im Auto wie du geschrieben hast zu übernachten…Also eine gute Sache um Freiheit zu genießen und obendrein noch Geld zu sparen…
Ein guter Anstoß mir ein größerer Auto zuzulegen…
Hallo Regina,
ja genau, auch für das Wandern, Radfahren etc. ist es eine tolle Möglichkeit, wenn man in der Früh schon vor Ort ist und starten kann.
Nach der langen Anreise haben wir auch am Parkplatz der Krimmler Wasserfälle übernachtet. Wir haben einfach ein 24h-Parkticket gekauft, haben übernachtet und sind nach einem Frühstück irgendwo dann zu den Wasserfällen gegangen. Wichtig ist, dass man keinen Müll hinterlässt und nicht auffällt.
Und wegen der Angst allein im Auto: ich habe ein Pfefferspray in der Nähe und anfangs ein großes Brotmesser neben dem Bett gehabt. Heuer habe ich es mit einem kleinen Messer versucht und Gaswarner montiert. Es gibt ja auch bewundernswerte Frauen, die alleine (Weit)Wandern und dann mit dem Zelt allein im Wald schlafen. Dagegen ist eine Autoübernachtung ein Klacks!
Ich bin gespannt, ob du auch mal im Auto übernachtest. Du solltest einfach mehr mit deinen Freunden reden! 🙂
Liebe Grüße,
Jasmin
Hallo Jasmin,
ich bin jetzt echt nicht ein Autofreak (für mich generell mehr Mittel zum Zweck …), aber wir waren heuer im Februar zwei Wochen in Namibia mit einem Toyota Hilux mit Dachzelt unterwegs – und der war ein absoluter Traum fürs Campen. Das ganze Auto super praktisch und sehr schön praktikabel eingerichtet (Kühlschrank, Stauraum, usw). Das Dachzelt war in zwei Minuten aufgebaut, zum Schlafen war mehr als genug Platz. Für europäische Verhältnisse finde ich den Hilux (auch unabhängig von Anschaffungskosten) aber überdimensioniert, er fühlt sich schon sehr groß an, aber in Namibia ist ja jede Menge Platz … 🙂
Hi Lisi,
wow das klingt echt nach einem tollen Abenteuerurlaub! Mit einem Dachzelt kann man natürlich den ganzen Stauraum im Auto nutzen.
Ich persönlich möchte aber lieber im Auto schlafen als in einem Zelt oben.
Liebe Grüße,
Jasmin